In einem Winkel des Weltalls dreht sich ein Gestirn, das uns alles bedeutet, weil es unsere Heimat ist. Es ist ein Ort von ausnehmender Schönheit, von Vielfalt und über­bor­dender Natur, von der wir einen Teil aus­machen. Dass wir uns gegen die Natur stellen, indem wir kurz­fristige Interessen ver­folgen, muss ein vor­über­gehender Irrtum sein, denn wie viel lohnender, um wie vieles schöner ist es, es der Natur gleich­zutun und Perfektion an­zustreben. Nichts in der Natur ist fehl am Platz, kein Stein am falschen Ort: Die Natur an sich, gleich welcher Er­schei­nungs­form, ist notwendig schön.

34°44'27.9"N 054°48'57.7"E

Nichts in der Natur ist fehl am Platz, kein Stein am falschen Ort. Die Natur an sich, gleich welcher Erscheinungsform, ist notwendig schön.

Diese Schönheit zieht uns an, dort entspannen wir, dort fühlen wir uns aufgehoben. Orte, die über Jahrhunderte gewachsen sind, alte Kulturlandschaften oder italienische Hügeldörfer, erfüllen mit Glück. Dort, wo alles seinen Platz hat, fühlen wir uns zu Hause: im Park, am See, auf freiem Feld. Wir haben Städte jedoch nach den Erfordernissen von Automobilen gestaltet, Einkaufshallen nach dem Maßstab des Maximalprofits, ganze Landschaften haben wir betoniert und dabei den Menschen und dessen Natur außer Acht gelassen. Es ist Zeit, dies zu korrigieren: Zurück zur Natur bedeutet nicht Verzicht, sondern Gewinn, denn die Schönheit der Natur ist zweckmäßig, nachhaltig und damit ökonomisch.

28°18'03.7"N 015°56'54.7"W

Um zu bewahren, gilt es in Zyklen zu denken, nicht in kurzfristigen Moden.

Wir leben in einer Zeit, in der sich grundverschiedene Orte zu gleichen beginnen. Es ist dieselbe Logik, die dort unterschiedslos am Werk ist: die Logik des Schnellen und Günstigen, des Beliebigen. Deren Folge ist Trennung, die Natur wird ausgesperrt, der kurzfristige Zweck zum Maß aller Dinge. In der Konsequenz erlischt die Schönheit, denn diese ist mehr als die Summe ihrer Teile. Tauscht man eines unbedacht aus, dann geht die Rechnung nicht mehr auf und wir verlieren an Heimat. Nur wenn alles stimmt, wenn die einzelnen Elemente der Umgebung harmonisch ineinandergreifen, dann fühlen wir uns wohl. Wir fühlen uns wohl, weil wir Mensch sein dürfen, weil die Umgebung uns entspricht.

39°17'50.4"S 174°03'46.4"E

Natur und Urbanität sind nur dort ein Gegensatz, wo wir sie mit Glas, Beton und Asphalt als solchen erdacht und erzeugt haben.

Natur und Urbanität sind nur dort ein Gegensatz, wo wir diesen mit Glas, Beton und Asphalt erzeugt haben. »Die Welt ist ein Prozess unseres Denkens«, schreibt Einstein und ergänzt: »Sie kann nicht geändert werden, ohne unser Denken zu ändern.« Dass es anders geht, wenn man nur anders denkt, zeigt zum Beispiel der Bosco Verticale in Mailand, der vertikale Wald: Mit 900 Bäumen, die in der Fassade zweier Hochhäuser verwurzelt sind, hat der Architekt Stefano Boeri auf ökologische und ästhetische Weise Verdichtung geschaffen – Jahrzehnte nachdem Hundertwasser einen »Baummieter« pflanzte: in das erste Obergeschoss einer Mietwohnung in der Wiener Alser­bach­straße. Der Baum entwächst längst dem Fenster und versetzt die Passanten in Staunen. Mit dem Satz »Die Dächer müssen Wälder werden, die Straßen müssen grüne Täler werden.« hat der Visionär später sein Programm skizziert. Hundertwasser ist dem urbanen Raum mit bunten Farben und runden Formen zu Leibe gerückt, er hat Ausrufezeichen gesetzt. Es braucht aber ganze Sätze, um es der Natur gleich zu tun. Denn die Formensprache der Natur ist äußerst komplex, nicht jedoch plakativ: Ihre Schönheit entfaltet sich in der Struktur, im Rhythmus und der Wiederholung.

64°13'34.5"N 017°02'35.1"W

Neben Form, Material und Erscheinung braucht es eine weitere Qualität, damit wir etwas als schön empfinden: Zeit.

Schönheit schließt Funktionalität stets mit ein: Überflüssiges kennt die Natur nicht. Selbst die Pracht einer Blume dient einem Zweck und erscheint gerade dadurch vollendet schön: Weder kann etwas weggelassen noch hinzugefügt werden. Neben Form, Material und Erscheinung braucht es eine weitere Qualität, damit wir etwas als schön empfunden: Zeit. Schönheit muss sich beweisen. Nur was überdauert und Jahrzehnte später noch Bestand hat, ist wahrhaft schön. Um zu bewahren, gilt es in Zyklen zu denken, nicht in kurzfristigen Moden. Gut ist, was bleibt, was überdauert. Schönheit ist kein kurzfristiger Effekt, sondern blüht erst in der Nach­hal­tigkeit auf. Was nachhaltig ist, was hält, das ist automatisch schön. Es integriert sich naturgleich in die jeweilige Umgebung und geht in ihr auf. Dies ist der Grund, warum gewachsene Strukturen Wohlbefinden schaffen, warum Fortdauerndes Behagen bereitet.

45°25'54.5"N 075°41'22.5"W

Was nicht funktioniert, was überflüssig ist, das verschlingt das Wetter oder die Evolution. Übrig bleiben Klarheit, Dauer und Erneuerung.

Flora und Fauna sind das Resultat eines fortdauernden Anpassungsprozesses, die Natur ist vor allem praktisch: Was nicht funktioniert, was überflüssig ist, das verschlingt das Wetter oder die Evolution. Übrig bleiben Klarheit, Dauer und Erneuerung. Schon seit Jahrtausenden formt der Mensch seine Welt: Wir machen Wüsten urbar, schaffen Kulturlandschaften und erhalten schützenswerte Lebensräume.

19°10'02.6"S 127°47'07.0"E

Nun liegt es an uns, diesen schönen Ort zu erhalten.

Es liegt an uns: Was wir tun, unternehmen oder produzieren muss auf Dauer angelegt sein, es muss in Jahrzehnten noch Sinn ergeben. Auf diese Weise bleibt uns die Welt ein schöner Ort. Die technischen Möglichkeiten, die Ressourcen und das Know-How dafür haben wir. Fangen wir an, machen wir weiter!

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